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ORTSGESCHEHEN

Die Eilige Schrift

Chronik einer Chronik

Es begab sich aber im Jahre des Herrn Zweitausendundneun, dass Elisabeth aus dem Stamme der Oberschleißheimer anhub und sprach: Wir machen eine Ortschronik.
Und siehe, es kamen die berühmtesten Erzähler von Mären und Schwänken aus dem ganzen Lande angeritten, um der Elisabeth vorzusingen alte Sagen aus Sliusheim. Es kamen aber Otto aus dem Geschlechte der Bürger, der Barde des Stammes; kamen Wilfried derer von Hänfler, der alte Knecht der Elisabeth; kamen Falk der Doctores von Bachter, ein Gelehrter am Hofe; kamen Marcus der Junkelmann, ein vielkundiger Recke; kamen Ulla aus dem Baumgarten, die Hofmalerin; kamen Klaus aus dem Geschlechte der Bachhuber, der Griffelspitzer des Hofes.
Und Elisabeth sammelte um sich den Edlen Hermann aus dem Hause der Landvogtin Johanna und ihre Magd Michaela derer von Wiencke und freute sich der Mären und sah, dass es gut war.
Und wie sie sangen und lauschten, da verrauschte aber die Zeit und Elisabeth sprach wider ihre Recken: nun gehet und schreibet mir alles nieder, dass künftige Zeiten von unserem Ruhme erfahren. Und taten so die gelehrten Männer. Otto der Barde aber hatte alles irgendwann schon mal niedergeschrieben und hatte seine Kapitel gleich dabei.
Und werkelten aber die gelehrten Schreiber. Otto der Barde und Wilfried der Hänfler bereisten die Welt zu jener Zeit, Markus der Junkelmann schrieb ein paar andere Bücher. Und der Edle Hermann besah sich die Mühen ihres Fleißes und sprach wider ihnen: wird scho.
 
Es begab sich aber, dass mittlerweile anhub das Jahre des Herrn Zweitausendzehn und sollte bei Halbmond in diesem Jahr vorgelesen werden aus dem Buche. Wahrlich, ich sage Euch: zu den Zeiten, als Hans, der treffliche Buchdruckermeister des Stammes, schon die Pergamente zum Drucke einspannte, da stand noch kein Iota der Saga!
Elisabeth die Unverdrossene aber sammelte wieder ihre Recken und hub an und sprach: Wie schaut´s aus? Und wahrlich, die Wangen vieler edler Mannen röteten sich bei dieser Ansprache und gar viele Ausflüchte redeten sie wider der Elisabeth.
Da tat auf der Edle Hermann im fernen St.Ottilien eine Bruderschaft wundertätiger Fratres, jene aber wollten drucken das Buch von jetzo bis zum Halbmond. Und freuten sich all die gelehrten Recken und dachten bei sich aber: dann pressierts ja gar nicht so.
Wahrlich, die Gnade des Herrn aber bescherte der Michaela schon bald Briefe von Wilfried, dem alten Knecht, und Klaus, dem Griffelspitzer. Und ging Ulla aus dem Baumgarten hin gegen das Dorf und malte ihre Bilder und brachte ihre Leinwände der Michaela.
Elisabeth aber schickte ihre Gesandten ins ferne Oberempfenbach zu Marcus dem Junkelmann. Ich aber sage Euch, dort fanden sie gar gelehrte Schriften, bei denen war noch feucht die Tinte. Die aber waren für fremde Herren und sagten nichts über Oberschleißheim.
 
Am fernen Fürstenhof aber spottete die Landvogtin, aus welchem Buch denn wohl an Halbmond vorgelesen werde. Und im Stamme der Elisabeth, wahrlich, da glaubte keiner mehr an das Wunder zu Halbmond. Und sog die Elisabeth ein um das andere Wunderkraute zwischen ihre Lippen, und wälzte sich die Michaela unruhig in ihrem Bette und fieberte von Kurfürsten, Junkelmännern und buchdruckenden Fratres.
Elisabeth aber schickte ihre Gesandten wiederum ins ferne Oberempfenbach zu Marcus dem Junkelmann. Ich aber sage Euch, dort fanden sie den Recken gar nicht. Der aber war im Karnutenwald beim Ringkampfe mit römischen Gladiatoren. Kam aber Victoria die Heinzlfrau an den Hof der Elisabeth und zeigte ihr schon das Bild, wie das Buch einmal aussehen solle.
Groß aber ist die Gnade Gottes, des Herrn Abrahams und Davids, und so brachte der berittene Bote aus Oberempfenbach am Ende des Tages Post zu der Michaela. Und noch eine. Und noch eine... Wahrlich, ich sage Euch, es brach eine Karawane mit drei Kamelen und zwei Mauleseln auf zu den Fratres von St.Ottilien. Sie alle schleppten aber Bücher des Junkelmann.
Gar groß aber war die Freude bei der Magd Michaela und sie brachte ihrer Herrin die frohe Botschaft: das Buch Oberschleißheim könnte vielleicht doch noch gelesen werden an Halbmond....


17.11.2010    |    Ihre Meinung dazu...    |    nach oben    |    zurück

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