Verkehrsknoten der Römerzeit?
Zur Jubiläumsfeier „1225 Jahre Oberschleißheim“ sieht der in Lustheim aufgewachsene Historiker Marcus Junkelmann die These erhärtet, dass die zentrale Römerstraße zwischen Augsburg und Salzburg durch das heutige Oberschleißheim führte. Entsprechend entwickelt Junkelmann in der zum Jubiläum neu erscheinenden Ortschronik sein These weiter, dass auch an dieser Römerstraße, wohl etwas westlich des heutigen Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, die Keimzelle des Ortes liegt, dessen historische Kontinuität weit über die bis jetzt angenommene Bajuwarenzeit zurückreicht.
Vor wenigen Monaten wurde auf dem landwirtschaftlichen Gelände westlich der St.Hubertus- und südlich der Dachauer Straße historisches Material gefunden. Junkelmann identifizierte drei römische Kupfermünzen, wohl aus dem vierten Jahrhundert, einen genieteten Beschlag, der wohl aus dem zweiten Jahrhundert stammen dürfte, und einen Halsschmuck, einen sogenannten torques, wie er der „Heimstettener Gruppe“ zugeschrieben wird, wohl einheimischer keltischstämmiger Bevölkerung im ersten Jahrhundert.
Der Historiker bindet diese Fundstücke in neuere wissenschaftliche Diskusionen ein, ob die Römerstraße Augsburg-Salzburg wirklich den bislang vermuteten Weg über Gauting und damit südlich des heutigen Münchens nahm. Diese Trasse ist nicht mit einem erhaltenen „Reiseführer“ zu vereinbaren, der die Abstände zwischen einzelnen Reiseetappen auflistet. Als wahrscheinlicher wird daher aktuell eine Trasse dieser für die römischen Provinzen jenseits der Alpen zentralen Verbindung über Dachau und Oberschleißheim diskutiert.
Da in Feldmoching, Hollern und Eching villae rusticae gefunden würden, landwirtschaftliche römische Güter, geht Junkelmann weiter davon aus, dass in logischer Ergänzung der Reihe auch in Oberschleißheim ein derartiges Gut gelegen haben könnte und deren örtlicher Verbindungsweg sich wiederum in Schleißheim mit der Römer-„Fernstraße“ gekreuzt haben könnte.
Aus diesem Denkansatz ließe sich dann auch einordnen, wo die Kirche gestanden haben könnte, deren Widmung ans Hochstift Freising die erste erhaltene urkundliche Erwähnung des Ortes Schleißheim um das Jahr 785 brachte. Junkelmann erwartet sie dort, wo mindestens seit dem Eindringen der Römer in die Region im ersten nachchristlichen Jahrhundert ein Verkehrsknotenpunkt gelegen haben könnte: südlich der Dachauer Straße. Tatsächlich stand dort die Margarethenklause, die Herzog Wilhelm im 16. Jahrhundert anlegen ließ, schon nach zeitgenössischen Berichten aber in einem damals schon bestehenden Gotteshaus. Die Kirche wurde in der Säkularisation geschleift.
„Diese Margarethenklause hat vielleicht den Anspruch, die Keimzelle von Oberschleißheim zu sein“, sagte Junkelmann bei einer ersten Präsentation seiner These am Mittwoch in der Mensa der Berglwaldschule vor knapp 100 Besuchern (Bild). Die aktuellen röimschen Funde dazu seien „nicht spektakulär, aber interessant“. Die These des Römerstraßenverkaufs entlang der B471 hätten sie jedenfalls „in ihrer Wahrscheinlichkeit sehr bekräftigt“.
23.09.2010 | Ihre Meinung dazu... | nach oben | zurück