. .

ORTSGESCHEHEN

Nashorn und Hahn mit der Nadel geritzt

Nashorn und Hahn mit der Nadel geritzt

Mit der Verleihung des Lothar-Späth-Kunstpreises 2008 für Menschen mit geistiger Behinderung hat es im Mai angefangen. Im Juni folgte eine Einzelausstellung im Bürgerzentrum Oberschleißheim. Und nun hat Sabine Münch den Förderpreis der Jenaconfoundation 2008 gewonnen, einen bedeutenden Preis für Künstler mit einer geistigen Behinderung in Deutschland.
Sabine Münch gehört zu den 20 Mitgliedern des 'atelier HPCA', der Kunstwerkstatt im Heilpädagogischen Centrum Augustinum in Oberschleißheim. Seit 15 Jahren arbeitet die 45jährige dort an ihrem Werk, ritzt unermüdlich Linie um Linie in harte Radierplatten. Denn für ihre intensiven Tierdarstellungen hat sich die geistig behinderte Künstlerin die Kaltnadelradierung ausgesucht, ein sehr altes grafisches Verfahren. Um 1480 zum ersten Mal eingesetzt, erlangte diese Drucktechnik in den Werken Rembrandts einen ersten künstlerischen Höhepunkt.
In der Kaltnadelradierung findet die emotionale Energie von Sabine Münch unmittelbar Ausdruck: die mit der Nadel zeichnende Hand setzt die Bildidee ohne Zwischenstufen in druckbare Striche und Punkte um. Enge Schraffuren und Kreuzlagen, in geduldiger, fast meditativer Arbeit in das harte Material gekratzt, fügen sich zur Haut eines Nashorns, eines afrikanischen Elefanten und einer Schlange oder zum Federkleid eines Hahns zusammen.
1995 wurde die Werkstatt gegründet, um Künstler mit einer geistigen Behinderung zu fördern. Vor zwei Jahren wurde sie um eine Produzentengalerie und Sammlung ergänzt, eine Fördergesellschaft soll die Projektarbeit unterstützen. Im Laufe von 13 Jahren haben die Ateliermitglieder rund 140 Ausstellungen bestritten und zehn Kunstpreise gewonnen. Die Ausstellung der Preisträger ist noch bis 18. Juli 2008 in Weimar zu sehen.

10.07.2008    |    Ihre Meinung dazu...    |    nach oben    |    zurück

WetterOnline
Das Wetter für
Oberschleißheim