...mit Elisabeth Ziegler (SPD)
Elisabeth Ziegler (SPD) amtiert seit 1996 als Bürgermeisterin, als sie sich bei fünf Gegenkandidaten in einer Stichwahl gegen Peter Benthues (CSU) durchsetzte. 2002 wurde sie mit rund 66 Prozent der Stimmen gegen Emil Köbele (CSU) und Hans Hirschfeld (Freie Wähler) im Amt bestätigt. Bei ihrer ersten Kandidatur 1994 war sie Amtsinhaber Hermann Schmid (CSU) bei dessen dritter Wiederwahl unterlegen.
Die SPD hat im Gemeinderat derzeit zehn Sitze.
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Grüß Gott Frau Ziegler,
ich nehme an, Sie verwalten gerade den Stillstand...?
Ziegler: Von Stillstand kann keine Rede sein, mein Terminkalender ist voll. Nicht mit Wahlterminen, sondern mit dem täglichen Geschäft einer Bürgermeisterin. Auch für die letzten Jahr kann ich keinen Stillstand sehen. Wenn ich nur an die Rückführung der Verschuldung denke, an den Ortsentwicklungsplan, an die zahlreichen Baumaßnahmen und Gewerbegebietserweiterungen, allein zweimal bei der Fa. Schreiner in einer Größenordnung von 4 Hektar. Dazu noch Wohngebietsausweisungen, insbesondere das Baugebiet Stichgartl, zahlreiche Bebauungspläne zur Nachverdichtung der bestehende Bebauung und die Verlegung und Neugestaltung der Sportanlage an der Effnerstraße. Ganz wichtig finde ich, dass ich endlich die Erschließung der Sportanlage ohne zusätzlichen Straßenbau durchsetzen konnte. Ganz zu schweigen von vielen Verbesserungen der Angebote in der Kinder- und Schulbetreuung, z. B. Kinderkrippe, Schulsozialarbeit. Wo sehen Sie hier einen Stillstand?
Sie wissen schon, wer hier einen Stillstand sieht. Das haben Sie ja oft genug gehört jetzt... Aber möchten Sie nicht manchmal insgeheim doch Ihr Amt abgeben, um sehen zu können, wie Herr Köbele dann morgen die Unterführung der B 471 baut oder Herr Guldenkirch übermorgen die Staatsstraße an die Autobahn verlegt?
Ziegler: Nein, von Amt abgeben wollen kann natürlich nicht die Rede sein. Denn wenn Herr Köbele morgen die Unterführung baut, wäre dies für unsere Gemeinde eine Katastrophe! Und die Verlegung der Staatsstraße 2342 wird auch für Herrn Guldenkirch schwierig werden - aber ich bin auf einem guten Weg und werde dies sicher schneller schaffen als Herr Guldenkirch, weil ich auf umfangreiche Vorarbeiten und Vorgespräche mit den zuständigen Behörden während meiner Amtszeit zurückgreifen kann.
Das ist jetzt Ihr vierter Bürgermeisterwahlkampf. Vergleichen Sie doch mal kurz die Situationen, die jeweilige Konkurrenz, aber auch Ihre Gefühle und Erwartungen dabei.
Ziegler: Die Härte der Auseiandersetzung hat zugenommen. Bei den letzten Wahlkämpfen musste ich mich mit den Programmen der Konkurrenten auseinandersetzen, diesmal sehe ich mich als Person sehr viel mehr angegriffen. Doch wenn in den Wahlprogrammen meiner Konkurrenten im Mittelpunkt nicht positiv formulierte Sachziele, sondern behauptete Versäumnisse meinerseits stehen, kann meine Arbeit ja nur gut gewesen sein. Ich fühle mich top in Form und bin, was das Wahlergebnis angeht, sehr zuversichtlich.
Sie sind viel attackiert worden in diesem Wahlkampf, wie Sie sagen. Jetzt kritisieren Sie sich mal selbst. Was haben Sie in diesen sechs Jahren denn verbockt, oder was würden Sie nachträglich gern anders machen?
Ziegler: Verbockt habe ich gar nichts. Sicher ist manches nicht so schnell vorangegangen, wie ich es gern gehabt hätte. Aber diese Zeiträume sind bei einer Zusammenarbeit mit vielen anderen Behörden und Privaten einfach unvermeidlich. Wenn ich da zum Beispiel an die Klageverfahren im Bauleitplanverfahren Hirschplanalle bzw. an das Enteignungsverfahren mit dem Freistaat Bayern (Schlossumfahrung) denke ...
Herr Guldenkirch läßt Ihnen die Frage ausrichten, 'welches die eine, die allerwichtigste, die Ihnen auf dem Herzen brennende, die alles andere in den Schatten stellende und vor allen Dingen konkrete Vision für Oberschleißheim war, die Sie 1996 hatten, als Sie als Bürgermeisterin kandidierten und Bürgermeisterin wurden'?
Ziegler: Meine Vision war immer eine Gemeinde, in der sozialer Zusammenhalt und menschliche Wärme eine zentrale Rolle spielen. Meine Politik war immer darauf ausgerichtet, die Menschen zusammenzuführen, ein dichtes soziales Netz zur Unterstützung in allen Lebenslagen zu knüpfen und so unsere Gemeinde lebenswert zu machen. Ich glaube, das ist mir gut gelungen. Oberschleißheim ist nicht zu einer Schlafstadt mit angehängtem Gewerbegebiet geworden, sondern eine liebenswerte Gemeinde, die sich ihren eigenen Charakter erhalten hat und in der sich die Bürgerinnen und Bürger wohlfühlen. Als ich das Bürgermeisteramt übernommen habe, war meine erste Aufgabe, die finanzielle Handlungsfähigkeit zurückzugewinnen, die durch einen enormen Schuldenberg bedroht war. Hätte ich die heutigen finanziellen Möglichkeiten schon damals gehabt, hätten sich sicher einige Projekte schneller verwirklichen lassen.
Sebastian Bönnemann möchte in dem Zusammenhang von Ihnen wissen, 'was man sich unter einem 'organischem Wachstum' der Gemeinde vorstellen kann und warum dieses in Ihren Augen das Beste für Oberschleißheim ist'?
Ziegler: Jedes Wachstum verlangt Folgeinvestitionen in die Infrastruktur - neben der Bewältigung der verkehrlichen Auswirkungen auch die Schaffung von sozialer Infrastruktur wie Kinderbetreuungseinrichtungen und Schulen -. Nicht zuletzt spielt die Umweltverträglichkeit eine wichtige Rolle. Bei organischem Wachstum ist dies im Gleichgewicht. Und wenn dies im Gleichgewicht ist, fühlen sich die Bürgerinnen und Bürger wohl.
Sie sagten vorher, Sie wollen die Menmschen zusammenführen. Von allen kandidierenden Gruppierungen wird aber das schlechte Klima im Gemeinderat beklagt (witzigerweise übrigens, wo doch alle Gruppierungen ihm angehören...). Sie verweisen dagegen darauf, dass eine überwältigende Mehrheit der Beschlüsse einstimmig falle. Aber haben Sie da nicht zu sehr die rosa Brille auf? Einstimmig sind höchstens Formalien oder Zuschüsse für Gartenmöbel im Kindergarten. Könnte ein einiger und zielorientierter Gemeinderat dem Ort nicht besser dienen - und kann der Bürgermeister als Vorsitzender des Gremiums nicht mehr dazu beitragen?
Ziegler: Dies ist inhaltlich nicht richtig. Auch bei den meisten Sachthemen herrscht im Gemeinderat Einigkeit. Lediglich bei zwei, drei Themen gehen die Meinungen auseinander. Gerade dies wird nun im Vorfeld der Wahl natürlich in den Mittelpunkt gestellt und verzerren das Gesamtbild. Aber von Auseinandersetzungen lebt ja auch die Demokratie. Und über den richtigen Weg, ein Ziel zu erreichen, soll und muss diskutiert werden. Auseinandersetzunge über Sachthemen sollte man nicht mit schlechtem Klima im Gemeinderat verwechseln. Persönliche Animositäten sehe ich nicht.
Warum soll der 19jährige Neuwähler - der dann übrigens gerade in die Schule kam, als Sie zur Bürgermeisterin gewählt wurden - bei seiner ersten Wahl ausgerechnet Sie wählen?
Ziegler: Ich bin eine kommunalpolitisch erfahrene Bürgermeisterin mit sehr engem Kontakt zu unseren Bürgerinnen und Bürgern. Unsere Vereine und Verbände wissen, dass sie in mir eine zuverlässige Partnerin haben, die jederzeit für sie ansprechbar ist. Wie die erst kürzlich erfolgreichen Verhandlungen zur Ausweisung eines neuen Gewerbegebietes an der Kreuzstraße, der behindertengerechte Ausbau unseres S-Bahnhofs oder die Sicherung der Zufahrt zu den Sportplätzen an der Effnerstraße zeigen, lasse ich micht nicht entmutigen und verfolge für unsere Gemeinde bedeutende Ziele mit Ausdauer und Nachdruck. Besonders wichtig ist mir die Unterstützung unserer Kinder und Jugendlichen auf ihrem schwierigen schulischen und beruflichen Werdegang. Ich werde mich auch weiterhin intensiv dafür einsetzen, das Angebot der Gemeinde für sie so anzupassen und auszubauen, dass Chancen für das zukünftige Leben optimal genutzt werden können. Mit den Ressourcen unserer Gemeinde werde ich schonend umgehen, um auch für künftige Generationen noch Gestaltungsmöglichkeiten offen zu halten. Eine nachhaltige Haushaltspolitik ist Grundvoraussetzung dafür.
Als letzte in der Chat-Reihe und amtierende Bürgermeisterin: Sprechen Sie den Schlusssatz zum Wahlkampf.
Ziegler: Ich bitte alle Bürgerinnen und Bürger, von ihrem Wahlrecht Gebrauch zu machen und für Oberschleißheim die beste Entscheidung zu treffen.
28.02.2008 | Ihre Meinung dazu... | nach oben | zurück