...mit Thomas Guldenkirch (CSU)
Thomas Guldenkirch ist Bürgermeister- und Gemeinderatskandidat der CSU. 1996 bis 2002 saß er für die Partei im Gemeinderat. Die CSU hatte bei der Kommunalwahl 2002 neun Sitze im Gemeinderat, aber nach dem Austritt zweier Mitglieder derzeit nur noch sieben.
So, bin ich richtig bei 'Thomas Guldenkirch, 41 Jahre, Rechtsanwalt'...?
Guldenkirch: Sie sind richtig.
Warum haben Sie denn ausgerechnet diese beiden Attribute auf Ihre Wahlplakate schreiben lassen? Welche politische Aussage verbinden Sie damit?
Guldenkirch: Damit möchte ich erstens darauf hinweisen, dass ich der jüngere Kandidat bin und zweitens darauf hinweisen, dass ich der qualifiziertere Kandidat bin.
Oh, ist Rechtsanwalt eine Schlüsselqualifikation für die Bürgermeisterei?
Guldenkirch: Ja absolut, in der heutigen Verwaltungswelt geht es nicht ohne ausgeprägte Rechtskenntnisse. Egal, ob es um Einspruchsmöglichkeiten in Planfeststellungsverfahren geht oder um Veträge zwischen Kommunen. Immer spielt das Recht eine entscheidende Rolle. Schauen Sie nach Garching wegen der Geothermie. Worüber wurde gestritten? Über die Verträge!
Ich hatte auch durchaus den Eindruck, dass Sie bei der Podiumsdiskussion des Gewerbeverbands mit den Bürgermeisterkandidaten den besten Eindruck hinterlassen haben. Wenn die nächsten sechs Jahre daraus bestünden, sich auf einem Podium mit Rivalen zu messen, müßte man zweifellos Sie zur Wahl empfehlen. Aber besteht ein Bürgermeisteramt nicht aus etwas mehr als diese zwei Komponenten...?
Guldenkirch: Klar besteht es aus mehr. Entscheidend ist zum Beispiel, ob die Person des Bürgermeisters Visionen für die Gemeinde hat und bei anderen Begeisterung dafür wecken kann. Für so etwas braucht man keine bestimmte Qualifikation. Entscheidend ist auch, wie der Bürgermeister den Gemeinderat leiten, ob er ihn zum Leben erwecken kann oder eben nicht. Und sehr wichtig ist auch der mitmenschliche Umgang und die Umgangsformen.
Wie läuft denn Ihre Wahlkampagne bisher? Im Gegensatz zu Ihren Konkurrenten, die ja seit Jahren auf vielen Hochzeiten tanzen, hatten Sie den 'vorpolitischen Raum' überhaupt nicht besetzt und sind kalt in den Wahlkampf gestartet.
Guldenkirch: Die Beurteilung der eigenen Kampagne ist schwierig. Man bekommt ja nirgendwo Zwischenergebnisse und darf auch nicht den Fehler begehen, immer das zu glauben, was einem die eigenen Leute erzählen. Dass wir so spät gestartet sind, war Absicht. Wir wollten die Menschen nicht mit einem ewig lang andauernden Wahlkampf überziehen. Bis jetzt läuft insgesamt alles nach Plan. Ich hoffe, dass trotz des 'Kaltstarts' noch genug Menschen in der Form auf mich aufmerksam geworden sind, dass sie eine Wahlentscheidung treffen können.
Sie meiden konkrete Aussagen und Versprechen und fundieren Ihre Bewerbung vor allem mit generellen Ansichten und Grundeinstellungen. Aber ist das nicht etwas blutleer? Herr Köbele ließ zum Beispiel gestern im Wahl-Chat die Frage an Sie ausrichten, was Sie denn über Ihre Grundseinstellung hinaus konkret in der Verkehrsproblematiik machen würden, wenn Sie ab 1. Mai im Rathaus säßen.
Guldenkirch: Das kann ich so nicht bestätigen, denn meine Einlassungen in den Reden erfolgen ja vor dem Hintergrund eines sehr konkreten Wahlprogramms der CSU. Bei der Ortsmitte ist auch niemand konkreter als ich. Auch die Verkehrsprobleme sind konkret zu lösen und die Lösung auch nicht so schwer. Im Gegensatz zu den Freien Wählern konzentriere ich mich aber auf das zahlenmäßig größte Verkehrsproblem. Das ist der Nord-Süd-Verkehr, der durch unseren Ort fährt, weil er bei München-Feldmoching nicht von der Autobahn A92 abfahren kann. Dieser Verkehr kommt aus Richtung Unterschleißheim (St. 2342) und aus Richtung Dachau (B471). Zur Lösung suche ich zunächst nach der effektivsten Lösung. Das ist in diesem Fall eine Autobahnabfahrt bei München-Feldmoching, mit der wir uns Geld und Landvergeudung sparen. Dann suche ich nach Verbündeten. Das ist mindestens Unterschleißheim. Dann orte ich die Gegner. Das sind die Landeshauptstadt München und die Autobahndirektion. Dann entwickle ich einen Plan, wie ich den Widerstand der Gegner brechen kann. Außerdem setze ich mir ein Zeitlimit für die Sache. Wenn es geklappt hat, nehme ich mir das nächstrangige Problem vor. Wenn es innerhalb des Zeitlimits nicht geklappt hat und ein Erfolg unwahrscheinlich ist, ändere ich die Lösung und/oder den Plan. Und so geht es weiter. Über alle Bemühungen erstatte ich dem Gemeinderat regelmäßig Bericht und beziehe ihn durch fortlaufende Beschlussfassungen in die Angelegenheit mit ein. Ich lasse ihn teilhaben an allen Erfolgen und Misserfolgen und rede offen und transparent. So unkonkret ist das alles nicht.
Zu Ihren Visionen hat sich wieder Sebastian Bönnemann eingeklickt und möchte wissen, 'mit was Sie die 'aufblasbare Regatta-Bühne', den 'Englischen Garten', die 'Kö' und die 'Champs-Élysées' bezahlen wollen?'
Guldenkirch: Die Luftmatratzenbühne kostet wohl nicht viel und die Tribühne ist ja schon da und braucht nur genutzt werden. Das angesprochene Parkplatzgrundstück gehört der Gemeinde und wir müssen nur das Gebäude bezahlen. Da ich eine teilgeschäftliche Nutzung plane, lässt sich der Baupreis zumindest teilweise refinanzieren. Die schönere Gestaltung der Feierabendstraße ist sicherlich teuer und muss auf die Zeit verteilt werden und der Englische Garten besteht ja schon in Form des Hupp-Waldes und muss durch entsprechende Pflege kultiviert werden, damit ihn zum Beispiel unsere Senioren tagsüber nutzen können. Alles nicht unmöglich aber natürlich auch nicht umsonst zu haben. Keine Frage.
Sie haben im Wahlkampf ja ziemlich alle Veranstaltungen der anderen Gruppierungen besucht. Was haben Sie denn daraus an Ideen mitgenommen, welche Ihrer Ansichten oder Vorurteile über die Konkurrenz wurden bestätigt oder widerlegt?
Guldenkirch: Ich wollte den anderen Parteien zeigen, dass ich in der Lage bin, sogar im Wahlkampf Parteigrenzen zu überspringen. Es gab einige gute Ansätze auch bei den anderen Parteien, ohne dass mir allerdings ein echtes Highlight begegnet wäre, das mich sozusagen umgeworfen hat. Wichtiger war mir aber ohnehin, die Menschen kennen zu lernen, mit denen ich ja als Bürgermeister sehr eng zusammen arbeiten möchte. Von vielen Personen war ich sehr angetan. Verlangen Sie jetzt aber bitte keine Namen!
Herrn Köbele hab ich gestern schon gefragt, worin die Untätigkeit der Bürgermeisterin liegt, wenn sie Sachen nicht verfolgt, die sie nicht will. Und bei Projekten wie Autobahnanschlüssen oder stärkere Gewerbeansiedlung, da hat die SPD in Ihrem jüngsten 'IFO'-Blatt süffisant drauf hingewiesen, dass die CSU all das seit 1990 fordert - und bis 1996 den Bürgermeister und die Ratsmehrheit stellte. Gibt´s vielleicht doch Sachzwänge, denen sich auch ein Bürgermeister Guldenkirch beim 'Überwinden des Stillstands' unterwerfen müßte?
Guldenkirch: Nein, zumindest nicht in den hier angesprochenen Verkehrsfragen. Hier habe ich durch meine Gespräche mit den Behörden die Ansicht gewonnen, dass die Gemeinde sich in den vergangenen Jahren unter Frau Ziegler einfach nicht ins Zeug gelegt und vieles versäumt hat. Ich bin fest davon überzeugt, dass wir den daraus resultierenden Stillstand unter einem Bürgermeister Guldenkirch überwinden können. Allerdings sehe ich auch die Möglichkeit von nicht mehr reparierbaren Schäden, die uns auch zu neuen Lösungen zwingen können. Wenn die SPD in den Jahren 1990 bis 1996 kramt, dann hat sie in Wirklichkeit nicht viel vorzuweisen und schon gar nichts was mich betrifft. Ich glaube nicht, dass das jemanden überzeugen kann und bedenken Sie, dass Anfang der Neunziger Jahre das Verkehrsproblem nicht die Dramatik hatte wie jetzt in einer Welt, die im Verkehr erstickt.
Zum Abschluss die Chat-Frage des 19jährigen Neuwählers: Warum soll er ausgerechnet Sie wählen?
Guldenkirch: Das, was ich allen jungen Menschen sage: Ich bin gekommen, um Oberschleißheim zu verändern und ich bin gekommen, um die Politik zu verändern. Wir sind gehalten, die Politik so zu verändern, dass ein Neunzehnjähriger, für den Werte wie Ehrlichkeit, Gerechtigkeit und Vertrauen wichtig sind, sich für Politik interessiert und sich nicht abwendet. Das können wir erreichen, wenn wir Ideologien und die Elemente der Machtpolitik aus dem politischen Alltag verbannen und die politische Sprache ändern. Aus einer Sprache des Streitens und des Diffamierens muss eine Sprache der Argumentation und des gegenseitigen Respekts werden. Wir brauchen junge Menschen in allen Parteien. Sonst verliert unsere Gesellschaft ihre Zukunftsfähigkeit. Wir brauchen junge Menschen, die nach Verantwortung und nicht nach Aktienkursen streben!
Und was soll ich Frau Ziegler morgen von Ihnen fragen - aber das Wort 'Untätigkeit' darf nicht drin vorkommen...?
Guldenkirch: Welches war die eine, die allerwichtigste, die ihr auf dem Herzen brennende, die alles andere in den Schatten stellende und vor allen Dingen konkrete Vision für Oberschleißheim, die sie 1996 hatte, als sie als Bürgermeisterin kandidierte und Bürgermeisterin wurde?
27.02.2008 | Ihre Meinung dazu... | nach oben | zurück