'Bahn im Tunnel' steht auf totem Gleis
Die neuen Parteifreien machen die Zukunft des Projekts 'Bahn im Tunnel' zu ihrem ersten zentralen Thema, und darüber fällt erst mal wieder auf, wie still es eigentlich um die Idee geworden ist, die vor rund 15 Jahren als der Masterplan für die Zukunft des Ortes galt. Im Ortsentwicklungskonzept wird die 'Bahn im Tunnel' eher pflichtschuldig abgehakt: wär eigentlich schon schön, aber... Und der Sprachgebrauch ist restlos vielsagend. Wenn über die 'Bahn im Tunnel' debattiert wird, ist die Frage, ob sie denn 'kommt' oder 'nicht kommt' - ganz, als ob da etwas geschickt würde und der Ort, das Rathaus, die Bürger selbst nichts dazu tun müßten.
Haben Jahrhundertvisionen so kurze Halbwertszeiten?
Warum ist die Idee nicht weiter oder wieder das zentrale Thema am Ort? Eine Legion von Problemen des Oberschleißheimer Ortsgefüges ließen sich damit lösen, auch im 21. Jahrhundert. Doch dazu müßte die Vision mal entstaubt und mit neuem Schwung belegt werden. Die 'Bahn im Tunnel' hat sich festgefressen.
Die 'Bahn im Tunnel' war in den Achziger Jahren die Antwort der Anliegerorte an der S1 auf die Absicht der Bahn, die Bahntrasse zum Flughafen viergleisig auszubauen. Anstelle meterhoher Lärmschutzwälle, die dadurch nötig geworden wären, setzte eine findige Bürgerinitiative um den Unterschleißheimer Architekten Uli Hermann dagegen die Idee einer Einhausung der Bahn. Der Charme, den diese Idee für die künftige Gestaltung der Orte ohne trennende Bahngleise gewann, machte sie zum visionären Masterplan, dem alle Rathäuser mit wehenden Fahnen beisprangen.
Diese Idee aber ist wirklich tot. Die Bahn wechselt ihre Planungen öfter als ihre Sitzbezüge in den Zügen, Eching und Neufahrn haben mit dem Projekt nichts mehr am Hut, bosseln an Sonderarrangements mit der Bahn, und Unterschleißheim ist gerade dabei, mit einer Straßenunterführung unter der Bahn den Grabstein für die einstige 'Bahn im Tunnel' in Beton zu gießen.
Darauf müßte Oberschleißheim mal reagieren. Denn das Ende dieser umfassenden Lösung von Feldmoching bis zum Airport ist die vielleicht größte Chance für den Ort. In Oberschleißheim lagen schon immer die besten Argumente für die 'Bahn im Tunnel': hier muss ein widersinniges Verkehrshindernis, die ebenerdige Kreuzung der B 471 mit der Bahn, entschärft werden; hier limitieren unabänderliche Konstanten wie das Schloss und seine Kanäle alternative Notlösungen; hier könnten überregional bedeutende Einrichtungen wie das Deutsche Museum idealer erschlossen werden. Und dass der Ort durch die Bahntrasse schlimmer zerhackt ist als die drei Nachbaranlieger, sollte zusätzliche Motivation sein.
Das Geld, das in eine Unterführung der B 471 gesteckt werden müßte, das Geld, das für einen Umbau des Bahnhofs gespart werden könnte, und das Geld, das bei einer Verschwinden der Bahntrasse in den Untergrund an Immobilienwert geschaffen wird - das wären Posten in einer Kalkulation, die man dann den Kosten für einen Bahntunnel nur noch durch Oberschleißheim und nicht mehr durch vier Gemeinden gegenrechnen könnte. Schloss, Museum und Universität noch ins Boot nehmen, die alle ihre Interessen an einer neuen Verkehrskonzeption haben - und unterm Strich stünde dann Hermanns einstiges Diktum: 'Ein Tunnel - was ist das Großes?'
Mit einer Diskussion 'BIT - ja oder nein' droht Oberschleißheim eine zentrale Zukunftsfrage zu verkennen. Und die Frage 'kommt sie oder kommt sie nicht?' ist schon mit ihtrer Fragestellung beantwortet: wer nur drauf wartet, kriegt sicher nichts.
20.08.2007 | Ihre Meinung dazu... | nach oben | zurück