Probleme über Generationen
Mitte der 1950er Jahre war es für das Oberschleißheimer Rathaus ein Ärgernis, dass sich Badende im Schlosskanal immer wieder auf die Bundesstraße B471 zum Sonnen legten. Spätestens, seit der Gemeinderat dann 1956 für die Kreuzung der Bundes- mit der Feierabendstraße beim Landratsamt die Aufstellung einer "farbigen Ampel" forderte, mindestens aber ein Blinklicht, ist der Verkehr ein permanentes Problem in der Gemeinde geblieben.
In diesen 60 Jahren sind wohl Dutzende von Lösungsansätzen ersonnen worden, gefordert, vertreten, geplant oder verworfen. Und so ist auch der Ansatz nicht neu, über den auf Antrag der CSU der Bau- und der Verkehrsausschuss des Gemeinderates am Montag in gemeinsamer Sitzung beraten: eine Umgehungsstraße für die B471 südlich des Ortes zu schaffen.
Einigermaßen kurios ist, wer diese Variante vor rund 30 Jahren zuletzt massiv öffentlich vertreten hatte: ein gewisser Sebastian Kuchlbauer - der Vater des heutigen Bürgermeisters. Wiewohl nie im Gemeinderat vertreten, besaß Kuchlbauer Senior als Führungspersönlichkeit im TSV und im Männergesangverein einige öffentliche Reputation. 1984 stellte er in einem Ortsblatt die Südumfahrung zur Diskussion.
Im Gegensatz zur damals diskutierten Variante, die B471 unmittelbar südlich des Schlosses zu verlegen und damit das Flugplatzgelände zu durchschneiden, warb Kuchlbauer sen. für eine großzügigere Variante. Die B471 sollte von Westen her nach der Autobahnanschlussstelle bei Badersfeld nach Süden abgeleitet werden, parallel zur Autobahn A92 - so wie heute die Gemeinde gegen den Willen der CSU ihre Umfahrung der Staatsstraße 2342 plant.
Weit südlich des Flugplatzes sollte die B471-Umfahrung dann auf den Trassen bestehender Flurwege das Korbinianiholz durchqueren und jenseits der Autobahn A99 auf heute Münchner Flur entlang dieser Autobahn führen, ehe sie bei der Neuherberg die Bundesstraße B13 erreicht und dann bis Hochbrück mit der B13 verschmelzen sollte.
Mit diesem Vorschlag würde das bestehende Straßennetz optimal integriert, warb Kuchlbauer sen., kein Anlieger würde mit Lärm belästigt, kein Erholungsgelände und kein Ackerland würden zerschnitten. Die Neubaustrecke dieser Variante errechnete er angesichts der Mitnutzung der B13 mit gerade mal 6,3 Kilometer. Von Badersfeld bis Hochbrück laufe die B471 jetzt auf 5,7 Kilometer, rechnete er vor, die Umgehung betrüge dann 9,5 Kilometer. Der Umweg sei dabei schneller zu bewältigen als auf der bestehenden Trasse die Wartezeit an der Bahnschranke, so seine Kalkulation.
Der damalige Bürgermeister Hermann Schmid (CSU) hat den Ansatz schmallippig abgebürstet. Der Umweg werde nie angenommen werden, schrieb er Kuchlbauer. Die Gemeinde bemühe sich um ein Lkw-Verbot auf der B471 - das erreicht wurde - und werde "versuchen, dass die Lkw nur noch über die Autobahnen Oberschleißheim umfahren dürfen". Das Rathaus werde "auch weiterhin nichts unversucht lassen, damit das leidige Verkehrsproblem der B471 einer vernünftigen Lösung zugeführt werden kann", so Bürgermeister Schmid anno 1984.
11.12.2014 | Ihre Meinung dazu... | nach oben | zurück