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ORTSGESCHEHEN

Ringen um die Zukunft der Regattastrecke

Die Olympische Regattastrecke in Badersfeld ist fast 40 Jahre nach den Wettkämpfen um Olympische Medaillen die national und international meist genutzte Wettkampfanlage im Rudersport – aber für den alltäglichen Betrieb zwischen den Wettkämpfen hat die Regattastrecke noch keine eigene Duftmarke gefunden. Was soll aus der Anlage werden? Unter enormen Investitionsdruck wird in einem umfassenden Diskussionsprozess im Münchner Rathaus, dem bayerischen Kultusministerium und diversen Spitzengremien des Sports die Regattastrecke gerade neu aufgestellt.
Vom Widmungszweck her ist die Anlage seit dem Ende von Olympia Leistungszentrum für Rudern und Kanu. Aber die Leistung stimmt nicht mehr. „Dort ist keine leistungssportliche Nutzung mehr, wie sich der Freistaat Bayern und die Stadt München das vorstellen“, schildert Rudolf Behacker, der Leiter des Sportamts der Stadt.
Rund eine halbe Million Euro Betriebskosten verschlingt die mit 38 Hektar reiner Sportfläche größte Sportanlage der Landeshauptstadt jährlich, von denen die Stadt den Löwenanteil trägt. Die Bundesrepublik hat sich schon vor zwanzig Jahren aus dem einstigen Dreibund zur Olympiaträgerschaft freigekauft, das Land Bayern will sich jetzt immer weiter zurückziehen, weil der Gedanke der Leistungssportförderung immer blasser wird. Und München? „Für drei Tage Weltcup im Jahr so eine Anlage zu erhalten, ist nicht das Wahre“, unkt Behacker.
Der Sanierungs- und vor allem Modernisierungsbedarf der Anlage ist mittlerweile dramatisch, jüngst haben Landtagsabgeordnete und Stadträte der Freien Wähler den Mißstand beklagt. Der Bayerische Ruderverband (BRV) sieht sich hier in einem Dilemma. Um den Gedanken des Leistungszentrums mit Leben zu füllen, wären neben einer Modernisierung des Angebots vor allem qualifizierte Trainer notwendig. Die aber kann sich der Landesverband nicht leisten, weil Rudern in Bayern zumal zu wenig Erfolge liefert und durch die erfolgsbasierte Sportförderung damit zu wenig Spitzenförderung erhält, und ohne diese Förderung kann keine Leistung generiert werden. „Dass wir den Leistungssport in Oberschleißheim entwickeln wollen, ist überhaupt keine Frage“, versichert BRV-Präsident Thomas Stamm, „so einen geeigneten Standort kriegt man nirgendwo mehr.“
Der Verband, der hier sein komplettes Schulungs- und Ausbildungsprogramm anbietet, hat schon vor zwei Jahren ein Nutzungskonzept für die Regattastrecke unter dem Leistungssportgedanken vorgelegt – aber dazu müßten Stadt und Staat eben nicht weniger, sondern im Gegenteil mehr Geld in die Hand nehmen, damit der klamme Verband die Aufwertung initiieren könnte. „Ein Bekenntnis von München und Bayern zum Rudern an diesem Standort müßte her“, sagt Stamm, dann könne man gemeinsam was entwickeln. Die Stadt wiederum zieht das Bekenntnis der Sportverbände in Frage, unterstützt doch der Bundesverband der Ruderer durchaus Leistungszentren – aber eben nicht in Oberschleißheim.
Das Sportamt sucht einen Ausweg derzeit bei den „unendlich vielen Nutzern, die nichts mit dem Leistungszentrum zu tun haben“, wie Behacker schildert. Diverse Vereine rudern hier oder haben ihre Boote gelagert, der Zentrale Hochschulsport der Universitäten belegt viele Trainingsstunden, ein Landschulheim mit 35 Plätzen verzeichnet jährlich 2000 Belegungen, immer wieder ist die einzigartige Location für besondere Events besucht. München will nun ein Konzept schnitzen, um auch diese Nutzungen am Erhalt und Betrieb der Anlage zu beteiligen.
So ist zum Beispiel denkbar, dass die Anlage aus der Verwaltung der Olympiapark GmbH umzieht in die Obhut des Schultreferats, womit aus der Regattastrecke eine reine Sportanlage würde. Gerüchte, die unter den Ruderern kreisen, prophezeien den Bau eines Tagungshotels als Einnahmequelle.
Nach der Sommerpause soll der Münchner Stadtrat einen Vorschlag vorgelegt bekommen, wie es mit der Regatta weitergehen kann. Auch die Juristen der Stadt brüten bis dahin über den Konsortialvertrag, mit dem vor 40 Jahren die Trägerschaft der Anlage fixiert wurde, der heute aber offenbar Interpretationsspielraum bietet.
Die Gemeinde Oberschleißheim ist wie vor 40 Jahren, als Gemeindevertreter nicht mal zur Eröffnung geladen waren, nach Darstellung von Bürgermeisterin Elisabeth Ziegler überhaupt nicht in die Beratungen eingebunden. Der Erhalt der „wunderschönen Anlage“ liege der Gemeinde am Herzen, versichert sie, Oberschleißheim könne freilich „nicht mit gigantischen Beträgen einsteigen.“
Bis die Situation „in aller Ruhe“ geklärt werde, so versichert Behacker, „vergammelt die Anlage nicht“. Alle Sicherheitsbelange seien erfüllt. Einzig akuten Sanierungsbedarf habe die Tribüne – und bevor da investiert werde, müsse schon erst geklärt werden, ob die in einem künftigen Nutzungskonzept überhaupt noch nötig sei…


01.08.2011    |    Ihre Meinung dazu...    |    nach oben    |    zurück

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