Zuhören, Fragen stellen
Über die Deradikalisierung von Jugendlichen referierte Claudia Dantschke am Donnerstag im "Planet ‚O‘". In ihrem Vortrag setzte sie auf Reden und Zuhören, damit junge Menschen gar nicht erst in die Fänge von radikalen Gruppen gelangten. Ob Nazi-Szene oder Islamismus – die Inhalte der radikalen Organisationen stünden dabei gar nicht so sehr im Vordergrund, sagte Dantschke: „Sie haben oft Frust und finden ihren Platz in der Gesellschaft nicht, sie suchen nach dem Sinn ihres Lebens, wollen Aufmerksamkeit.“
Deniz Dadli, Leiter der Jugendfreizeitstätte, hat die Erfahrung gemacht, dass sich die Jugend „sehr wohl für Politik interessiert, aber sie drücken Unzufriedenheit anders aus als Erwachsene“. Kämen dann scheinbar einfache Antworten und Lösungen um die Ecke, könnten Jugendliche in Versuchung kommen, sich der religiös oder politisch motivierten Szene anzuschließen.
Generell appelliert Claudia Dantschke von "Hayat Deutschland", einer Beratungsstelle für Deradikalisierung: „Reden und Zuhören ist das A und O, aber auf Augenhöhe und nicht autoritär.“ Wichtig sei auch, offene Fragen zu stellen, eigene Ansichten und Werte zu spiegeln, die Jugendlichen ernst zu nehmen und radikale Aussagen von ihnen im gleichberechtigten Gespräch zu hinterfragen und zu erörtern. „Solange wir den Kontakt zu ihnen haben, gibt es eine Chance und die Jugendlichen sind noch nicht verloren“, sagte Dadli. Daher messe er Netzwerke für Jugendliche und Eltern einen hohen Wert bei, denn „wir müssen alle gemeinsam anpacken, damit wir die Jugend nicht an Radikale verlieren.“
Als Alarmzeichen für eine eventuell drohende Radikalisierung nannte Dantschke: Die alten Freunde sind nicht mehr wichtig und es tauchen neue Freunde auf, Disco und Mädchen werden uninteressant, der Jugendliche vernachlässigt Hobbys, kritisiert den Lebensstil der Eltern und will nur noch in bestimmten Läden einkaufen. Ansprechpartner für Ratsuche sind die Freizeitstätte, die Kirche oder das Rathaus.
18.11.2017 | Ihre Meinung dazu... | nach oben | zurück